EOTRH

Mit der Diagnose EOTRH ergeben sich für Pferdebesitzer sehr viele Fragen, daher hier Antworten auf die am häufigsten gestellten:

Was ist EOTRH?

EOTRH ist die Abkürzung für den etwas sperrigen kompletten Krankheitsnamen „Equine Odontoclastic Tooth Resorption and Hypercementosis“. Dieser beschreibt die histopathologischen Befunde an den erkrankten Pferdezähnen. Die Veränderungen treten hauptsächlich an Schneide- und Hengstzähnen auf.

Durch das variable Erscheinungsbild sprechen wir bei EOTRH von einem Syndrom bzw. einem Symptomenkomplex. Es gibt mindestens drei Haupterscheinungsformen, die durch unterschiedliche Verläufe und Symptome charakterisiert sind:

  • hyperzementotische Form (übermäßige Zementbildung um den Zahn)
  • resorptive Form (Verlust von Zahnsubstanz)
  • gemischte Form (die genannten Veränderungen treten gemeinsam auf)

Wie wird EOTRH diagnostiziert?

Eine Verdachtsdiagnose kann häufig nach der klinischen Untersuchung gestellt werden. Um die genauen Veränderungen und den Zustand der Wurzeln beurteilen zu können, müssen Röntgenbilder angefertigt werden. Je nach EOTRH-Form sind auf dem Röntgenbild entweder resorptive Läsionen der Zahnhartsubstanzen und/oder Zementauflagerungen um den Zahn zu erkennen. Der Zahnhalteapparat ist häufig mitbetroffen und ebenfalls röntgenologisch verändert. 

Die häufigsten klinischen Symptome:

  • Probleme beim Abbeißen, Auftrensen oder Trinken von kaltem Wasser
  • Eitrige Fistelkanäle und Abszesse
  • Rötung und Schwellung des Zahnfleischs
  • Foetor ex ore (unangenehmer Geruch aus dem Maul)
  • Übermäßige Speichelbildung
  • Verdickung der Zahnanteile unterm Zahnfleisch
  • Im Extremfall abgebrochene Zähne

Ist EOTRH schmerzhaft für mein Pferd?

Als Fluchttiere zeigen Pferde in der Regel Schmerzen sehr eingeschränkt bis gar nicht. Manchmal zeigen sich minimale Veränderungen im Fress- oder Allgemeinverhalten des Pferdes, z.B. Karotten mit den Lippen statt mit den Zähnen aufzunehmen oder der Verzicht auf die gegenseitige Fellpflege mit Artgenossen.

Bei der resorptiven Form löst sich der Zahn von innen auf, öfters in der Nähe des Nervenkanals und kann dann eine sogenannte Pulpitis (Entzündung im Bereich der Nervengewebe des Zahns) verursachen. Die sich dabei entwickelnden eitrigen Fistelkanäle führen zu einer Entzündung im Bereich des Zahnfleischs und des Paradontiums (Zahnhalteapparat).

Bei der rein hyperzementotischen Form, handelt es sich wiederum häufig lediglich um Verdickungen der Zahnwurzel ohne entzündliche und schmerzhafte Prozesse.

Müssen die von EOTRH betroffenen Zähne immer extrahiert (=entfernt) werden?

Nein. Bei der Entscheidung ist die klinische Symptomatik der wichtigste Indikator. Zudem muss eine angemessene Diagnostik durchgeführt werden um jeden Fall individuell bewerten und behandeln zu können.

Wie verläuft eine Schneidezahnextraktion?

Siehe Beitrag `Zahnextraktion`

Braucht das Pferd eine spezielle Fütterung nach der Schneidezahnextraktion?

Direkt nach der OP sollte das Pferd ca. 14 Tage lang kein Kraftfutter bekommen. Manche Pferde haben direkt nach der OP Schwierigkeiten mit dem Heunetz und Selbsttränken. Langfristig haben die allermeisten Pferde keine Probleme beim Heu- und Grasfressen und brauchen keine Futterumstellung.

Als weitere Nebenwirkung ist bei Extraktion aller Schneidezähne ein Heraushängen der Zunge möglich, in den meisten Fällen allerdings nur die vorderste Spitze und/oder nicht dauerhaft.

Kann das Pferd ohne Schneidezähne ein schönes Leben haben?

Definitiv ja! Für die meisten Pferde ist die Extraktion der erkrankten Zähne eine Befreiung von chronischen Schmerzen und viele Patienten zeigen das mit guter Laune gegenüber anderen Pferden und dem Besitzer.